Thomas Häuptli tritt ab: „Die Freude und das Engagement haben mich immer fasziniert“

Die Anliegen von der Basis nach «oben» bringen

Warum soll jemand Tennis spielen lernen? Thomas Häuptli, seit 2001 gewählter Präsident von Solothurn Tennis, über Sinn und Unsinn der Verbandstätigkeit. Und warum er bei einem Kadertrainingslager einst bis spät in die Nacht «Wache halten» musste...


Thomas Häuptli, Sie haben in den vergangenen Jahren die wohl grösste Schweizer Tenniszeit aktiv in einer Verbandsfunktion miterlebt. Auf höchster Stufe jagte ein Rekord den Nächsten. Was kommt nach den heutigen, sehr erfolgreichen Tennisspielern?

Wir haben wieder viele junge Tennisspieler mit einem Traum: So gut zu werden, wie unsere Besten. Für viele wird es ein Traum bleiben.

Doch wer Tennis spielt, lernt etwas fürs Leben. Oder?

Absolut. Man lernt, sich mit den Gegebenheiten auseinander zu setzen: Platz, Wind, Gegner, Bälle und alle anderen Einflussfaktoren. Wenn sich 64 Spieler zu einem Tennisturnier anmelden, gibt es 63 Verlierer - da schlussendlich ja nur einer das Turnier gewinnt. Für mich sind alles Gewinner. Sie haben alle mindestens ein Spiel gespielt und eine Herausforderung angenommen, um sich in einem Wettkampf mit einem Gegner zu messen. Sie alle hatten die Chance, Emotionen zu erleben und sich körperlich zu betätigen. Ich bin sicher, dass auch jeder Verlierer wieder etwas gelernt hat und es beim nächsten Mal verbessern möchte. Tennis macht Spass und vermittelt ein gutes Gefühl.

Worin sehen Sie die wichtigste Aufgabe eines Regionalverbandes?

Als Bindeglied zwischen Swisstennis und den Clubs in beide Richtungen die Interessen zu vertreten und versuchen, die Anliegen von der Basis nach «oben» zu bringen.

In dieser Funktion haben Sie schon einen super grossen Erfahrungsschatz gesammelt. Was sind die Highlights Ihrer Amtszeit bis jetzt?

Sicher die Kadertrainingsaktivitäten, bei welchen ich aktiv als Trainer mit den Jugendlichen arbeitete. Die Freude und das Engagement haben mich immer fasziniert. Es ist schön zu sehen, wie einige unserer ehemaligen Kadermitglieder ansehnliche Erfolge feiern und immer noch sehr erfolgreich Tennis spielen. Um nur einige Namen aus der jüngeren Vergangenheit zu nennen: Vullnet Tashi, Tamara Arnold, Mischa Lanz. Aber auch die Mithilfe beim ITF Turnier in Trimbach, als Sie zu wenig Linienrichter hatten...

Sie meldeten sich als Freiwilliger?

Genau - in einer kurzen Schulung durch den Chefschiedsrichter Thomas Michel wurde ich gar noch als Linienrichter ausgebildet. Wenig später überwachte ich bei einem Profi-Spiel die eine Seitenlinie.

Fehlerfrei?

Zumindest hat sich keiner ernsthaft beschwert. (lacht)

Ein Highlight für die gesamte Schweiz war der Davis-Cup-Triumph vor vier Jahren. Wie haben Sie diese Zeit wahrgenommen?

Es war fantastisch. Als Regionalverbandspräsident wird man bei Fed-Cup- und Davis-Cup-Spielen von Swisstennis in die Präsidentenloge eingeladen. Man kann auf sehr guten Plätzen die Spiele verfolgen und wird im VIP Bereich sehr gut versorgt. Für die Auswärtsspiele muss man selber schauen - Swisstennis hilft aber, dass man zu Tickets kommt. Dabei sind mir sicher zwei Auswärtsspiele in bester Erinnerung. Als die Schweizer 2014 auswärts in Bestbesetzung in Serbien (ohne Djokovic) antraten und gewannen. Dann zwei Heimspiele vor jeweils 18'000 Zuschauern in der Palexpo Halle in Genf und das grande Finale in Frankreich, in Lille, mit mehr als 25'000 Zuschauern, wo Sie den Davis Cup gewannen. Die Stimmung vor Ort war gewaltig.

Zurück in den Kanton. Aktuell stellt der Regionalverband Solothurn mit TC Schützenmatt und TC Froburg Trimbach gleich zwei Mannschaften in der NLA Herren Aktive.

Auch dies zählt sicherlich zu den Highlights meiner bisherigen Amtszeit: Viele hochstehende Spiele in unserer Region konnten wir bereits in der Nationalliga A bestaunen - im August 2018 spielen sie wieder. Jedem, der nur ein bisschen Affinität zum Sport hat, kann ich empfehlen: Nehmt doch als Zuschauer die Gelegenheit wahr, Spitzentennis in unserer Region hautnah mitzuerleben.

Was hat Sie über all die Jahre an der Aufgabe «Solothurn Tennis» gereizt?

Mit einem Team etwas für unseren schönen Sport zu leisten. Und sich für eine Region zu engagieren.

Fällt Ihnen ein besonders amüsantes Erlebnis ein?

Sicher die Kadertrainings und -lager, wobei mir eines in besonderer Erinnerung blieb. Wir waren im TCS Campingplatz in Solothurn und konnten dort die Cabannes-Häuschen für uns mieten. In jedem Haus waren vier bis sechs Junioren. Wir hatten Junioren und Juniorinnen von 12 bis 18 Jahren. Da mussten wir bis spät abends «Wache halten», damit die Jungs nicht zu den Mädchen gingen…

Wo möchten Sie den Verband noch hinsteuern?

Es würde mich freuen, wenn sich noch mehr Clubs für das sehr gute Kidstennis Programm engagieren. Allerdings: Nicht nur bei den Jüngsten, sondern über alle Altersstufen sollten noch mehr Angebote geschaffen werden. Wir haben Vorstandsmitglieder, die gerne für die Clubs als kompetente Ansprechpartner dienen und ihnen weiterhelfen: Damit die Clubs und Center die Unterstützung erhalten, die Sie benötigen.

Was ist Ihre persönliche Faszination am Tennis, inwiefern verspüren Sie Leidenschaft für den Tennissport?

Es ist für mich ein sehr vielfältiges, abwechslungsreiches Spiel, welches viel mehr als «nur Technik» und «Fitness» benötigt und bei welchem es kein Unentschieden geben kann. Mentale Kraft und taktisches Geschick sind ebenfalls erforderlich. Die spezielle Zählweise ermöglicht es, auch Spiele zu gewinnen, obwohl man weniger Punkte als der Gegner gemacht hat. Es ist eine Sportart, welche auch im hohen Alter noch ausgeübt werden kann. Es gibt doch tatsächlich auch Turniere für über 100-jährige Spieler.

Weshalb lohnt es sich, Tennis zu spielen?

Es bereitet Freude, sich zu bewegen, ein wenig zu schwitzen und nach dem Spielen gemütlich mit dem Partner noch über die «einen oder anderen Weltklassepunkte» zu philosophieren.

Aktuell besteht die Diskussion, dass einige Regionalverbände fusionieren sollten. Was ist Ihre Meinung dazu?

Das Wichtigste ist, zu prüfen, worin der Mehrwert solcher Fusionen besteht. Das Schwierige wird immer sein: Wie kann die Verbindung zu den einzelnen Clubs gepflegt werden - auch wenn die Region immer grösser wird. Endet es einfach dann darin, dass man Unterregionen innerhalb eines Regionalverbandes bildet? Das Thema der Professionalisierung von Ansprechpartnern für die Clubs ist sicher gut, nur stellt sich die Frage, wie dies finanziert werden kann. Denn: Tennis lebt vor allem auch von den ehrenamtlichen Helfern in den Clubs.